Le Balcon
Produktdetails
Beschreibung
INHALT
Während draußen die Revolution ihrem Höhepunkt entgegenstrebt, läuft in den 38 Salons von Madame Irmas Luxusbordell „Le Grand Balcon“ das Geschäft wie gewohnt. Die Kunden schlüpfen in Rollen ihrer Wahl und verwirklichen mit Hilfe der Damen des Etablissements ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte: als Bischof, der einer Sünderin die Beichte abnimmt, als Richter, der das Spiel von Macht und Erniedrigung genießt, als General, der auf dem von einem Mädchen gespielten Pferd seinem ruhmvollen Tod in der Schlacht entgegenreitet. Madame Irma wartet ungeduldig auf den Polizeichef, von dem sie Schutz für ihr Bordell erhofft; der wiederum träumt davon, dass seine Person endlich Gegenstand eines der Rollenspiele wird. Mittlerweile haben die Revolutionäre, angeführt von Chantal, einer ehemaligen Angestellten von Madame Irma, das Bordell erreicht. Der Gesandte der Königin erscheint und berichtet, dass die Königin und ihre Würdenträger, die realen Bischöfe, Richter und Generäle, entmachtet sind. Um die bestehende Ordnung aufrecht zu halten, bittet der Polizeichef Irma und ihre Kunden, sich dem Volk auf dem Balkon zu präsentieren: als Königin, als Bischof, Richter und General. Das Volk akzeptiert die Maskerade und die Revolution scheitert. Der Polizeichef sieht sich schließlich am Ziel seiner Wünsche: Irma richtet einen 39. Salon als Mausoleum ein, in dem Kunden sich in der neuen Rolle „Polizeichef“ ausleben können.
KOMMENTAR
Für seine Oper suchte Peter Eötvös nach einem Text, in dem die Aktionen auf der Bühne förmlich explodieren sollten. Er fand ihn in Jean Genets Schauspiel Le Balcon, das 1957 in London uraufgeführt wurde und virtuos mit der Vermischung von Spiel- und Realitätsebenen spielt. Hier ist alles Spiel: die „reale“ Revolution ebenso wie das nachgespielte Leben in den Salons des Bordells; am Ende triumphiert die Maskerade, die Aufhebung und Negation der Realität. Auch die Musik spielt mit den Ebenen der Wahrnehmung. An einer Stelle verlassen der Kontrabass, die Klarinette, das Horn, die Trompete und der eine Strohgeige spielende Geiger ihren angestammten Platz im Orchester und werden als menschliche Requisiten spielend Teil des Bühnengeschehens. Für Eötvös ist die enge Verbindung von Sprache und Musik wichtig, die eine Aufführung in französischer Sprache (mit Übertiteln) unbedingt erfordert. Die sprachlichen Raffinessen Genets werden in eine farbig schillernde Musik übersetzt: Anklänge an französische Chansons der 50er Jahre verweben sich mit barocker Repräsentationsmusik, serialistischen und minimalistischen Elementen zu einem suggestiven Klangbild, das die surreale Parallelwelt des „Balcon“ evoziert. „Das Wichtigste war für mich, die wunderbar frivole, poetische Sprache von Genet verständlich bleiben zu lassen. Deswegen benutzte ich viele groteske, komödienhafte Kabarettmusik-Elemente, und manchmal kommt meine Musik in die Nähe der französischen Chansons; Fréhel, Jaques Brel, Yves Montand, Leo Ferré haben mir ‚Modell gestanden‘.“ (Peter Eötvös)
Orchesterbesetzung
* Für alle technischen Anweisungen wenden Sie sich bitte an www.eotvospeter.com / For technical instructions please contact www.eotvospeter.com
Personenbesetzung
Sprechrollen: 3 Revolutionäre / 3 Fotografen / Sklave · 3 Schauspieler