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Werk der Woche – Wilhelm Killmayer: Yolimba oder Die Grenzen der Magie

Am 26. Oktober feiert Yolimba von Wilhelm Killmayer am Theater Münster Premiere. Die musikalische Leitung übernimmt Thorsten Schmid-Kapfenburg, die Inszenierung stammt von Ulrich Peters. Als Solisten werden Marielle Murphy und Gregor Dalal zu erleben sein, die die Rollen von Yolimba und Möhringer verkörpern.

Killmayers Posse, der zahlreiche musikalische Vorbilder zugrunde liegen und die eine absurd-groteske Handlung hat, lässt sich schwer einer Gattung zuordnen. Dabei verspricht Yolimba einen unaufhörlichen Spaß aus Singspiel, Operette und Pantomime, der an musikalisches Kabarett erinnert. Rasanter Bilder-, Melodien- und Rhythmuswechsel lassen kaum eine Verschnaufpause.

Wilhelm Killmayer – Yolimba: Macht der Magie

Herr Möhringer ist Erfinder – und er hasst die Liebe und will dieses Laster ein für alle Mal ausrotten. Was tun? Er erfindet Yolimba, ein Kunstwesen, darauf spezialisiert, jeden zu töten, der das Wort "Liebe" ausspricht. Das funktioniert dank der "Macht der Magie" auch tadellos, bis Herbert erscheint. Ihm verfällt Yolimba und plötzlich ist es Möhringer, der gejagt wird und schließlich in einer Mülltonne sein wohlverdientes Ende findet. Alle – inklusive der wieder zum Leben erweckten Opfer Yolimbas – stimmen in die rauschende Schlussnummer "Großer Lobgesang auf die Müllabfuhr, die Grenzen der Magie und Finale" ein.
Im komischen Genre gibt es einen Stil, der sich zwar begrenzt weiterentwickelt hat, aber keineswegs so explosiv wie der im seriösen. Meine musikalische Posse versteht sich als Versuch eines Beitrags zum artifiziellen Unterhaltungstheater. – Wilhelm Killmayer

Der Premiere werden am Theater Münster bis zum 14. Januar noch sechs weitere Vorstellungen folgen.

 

Foto: R_Yosha / Adobe Stock

Werk der Woche – Hannah Lash: Desire

Am 16. Oktober wird das Miller Theatre in New York zusammen mit dem JACK Quartet die Uraufführung der Kammeroper Desire von Hannah Lash zeigen. Musikalische Leiterin der Produktion ist Daniela Candillari, Regie führt Rachel Dickstein.
Desire ist eine Oper über die Reise der Künstlerin durch Inspiration und Zweifel. Das Stück ist eine Art Metapher, die in einen magischen Garten gesetzt wurde. Darin erntet die Hauptfigur, eine Künstlerin, ihre Pflanzen auf wunderbare Weise, doch genauso schnell können sie sterben und zu Asche werden, wenn die Weltanschauung der Künstlerin ins Wanken gerät.
Wir werden Zeugen davon, wie die Künstlerin sich selbst und das Vertrauen in sich findet, mit ihrem Verhältnis zu Zweifel und Inspiration hadert und letztendlich beides aus ihrer Welt heraus aufbaut und gänzlich selbstsicher wird. Hannah Lash

Eine weitere Aufführung von Desire folgt am 17. Oktober im Miller Theatre. Am 14. November wird ein weiteres Stück von Hannah Lash uraufgeführt: Das Naples Philharmonic Orchestra präsentiert das neue Double Concerto für Klavier, Harfe und Orchester. Soli sind Jeremy Denk und Hannah Lash – die Komponistin tritt regelmäßig als Harfenistin in Erscheinung.

Werk der Woche – Gavin Bryars: A Native Hill

Am 13. Oktober bringt der Crossing Chamber Choir unter der Leitung von Donald Nally das ausladende Chorwerk A Native Hill von Gavin Bryars zur Uraufführung. Es ist das zweite neue Werk, das Bryars für dieses Ensemble schrieb: Mit der Aufnahme von The Fifth Century aus dem Jahr 2014  gewann der Crossing Chamber Choir einen Grammy Award.

Gavin Bryars – A Native Hill: ländliche Motive als Folie für ein Manifest

Der in A Native Hill vertonte Text stammt von dem amerikanischen Schriftsteller Wendell Berry. Daraus formte Bryars sein bisher größtes Werk für Chor a cappella. Zu der Entscheidung, anstelle eines Gedichtes einen Essay zu verwenden, ließ sich Bryars von der sprachlichen Wucht eines Textes über Politik und Soziales von 1968 beeinflussen. Auf den ersten Blick scheinen darin bloße pastorale Beschreibungen ländlichen Daseins enthalten zu sein, doch trügt der Eindruck:
In diesem Essay sehe ich einen starken Atem und eine universale Gültigkeit, die weit über die Idylle hinausragen. Diese Erkenntnis, diese Tiefe hat mich gepackt – eben nicht durch das Vorder-, sondern durch das Hinter- und Abgründige. – Gavin Bryars

A Native Hill setzt sich aus zwölf Abschnitten zusammen, die auf ein Finale zusteuern mit einem in 24 Stimmen aufgefächerten Satz zusteuern. Zum Schluss vereinigen sich diese in einen mächtigen chromatischen Cluster. Aus den dicht gewobenen Passagen arbeitet Bryars immer wieder langsam erkennbare Harmonien und melodische Bewegungen heraus.

Mehr von Gavin Bryars: Das Rondo Vocale präsentiert am 17. November The Fifth Century und On Photography in Stuttgart und seine nächste Uraufführung wird im Februar 2020 das String Quartet No.4 mit dem Smith Quartet in Pisa sein.